Osteopathische Behandlung

Zur Befunderhebung und Behandlung wendet der Osteopath ein breitgefächertes Spektrum sehr differenzierter manueller Techniken an.Nach osteopathischer Vorstellung ist der Organismus gesund, wenn die sich wechselseitig beeinflussenden drei Systeme des Körpers (Bewegungsapparat, innere Organe, Craniosacrales System) im Gleichgewicht sind, d. h. wenn alle drei Strukturen frei beweglich sind und ohne Einschränkung funktionieren. Damit ist der freie Strom der Körperflüssigkeiten (Blut, Lymphe, Zell- und Zwischenzellflüssigkeit, Gehirn- und Rückenmarkswasser) sowie deren Austausch gewährleistet, die Hauptvoraussetzung für Gesundheit.

In der Osteopathie versteht man unter dem Begriff Gelenk nicht nur die Verbindung zwischen zwei oder mehreren Knochen, sondern auch die Berührungsfläche der verschiedenen Körperstrukturen untereinander. Demnach besteht also auch ein "Gelenk" zwischen z. B. den Nieren und den angrenzenden Rückenmuskeln, dem Zwölffingerdarm und dem aufsteigenden Dickdarm oder zwischen den Eierstöcken und Eileitern und dem Bindegewebe.
Werden einzelne Körperstrukturen in ihrer Bewegung eingeschränkt - das kann z. B. durch Verletzungen, Brüche, Verspannungen, Fehlhaltungen oder -belastungen, Abnutzung, Verklebungen und Verhärtungen als Folge von Infektionen bzw. Operationen oder auch durch psychische Traumata geschehen -, beeinträchtigt das deren Funktion. Umgekehrt zeigt sich die gestörte Funktion einer Struktur in ihrer veränderten Beweglichkeit. 
Die mangelnde Funktionsfähigkeit eines Gewebes kann lokale oder allgemeine Zirkulationsstörungen und damit Stauungen verursachen, in deren Folge das betroffene Gewebe nur mangelhaft mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird und der Abtransport von Stoffwechselendprodukten und Körpergiften vermindert ist. Auch kann durch z. B. Druckeinwirkung die Versorgung der Nerven beeinträchtigt werden. Das Gewebe verliert zunehmend an Vitalität. 
Der menschliche Organismus ist sehr anpassungsfähig und kann manche Störung eine zeitlang ausgleichen. Um den Organismus im Gleichgewicht zu halten, wird dann die eingeschränkte Funktion von anderen Körperstrukturen übernommen. Dadurch können sich Funktionsstörungen jedoch verlagern und auf andere Körperregionen auswirken.

Der Osteopath löst Mobilitätseinschränkungen.Wenn die Kompensationsfähigkeit des Körpers aber irgendwann erschöpft ist, kann schon ein relativ kleiner zusätzlicher Reiz krankheitsauslösend wirken. So kann z. B. Zugluft oder eine ungeschickte Bewegung einen Hexenschuss provozieren. Das aktuelle Beschwerdebild des Patienten sagt aber nicht unbedingt etwas über die Ursache seines Leidens aus. Chronische Rückenschmerzen beispielsweise können ihren Ursprung in Verwachsungen der Dickdarmaufhängung haben, wobei der Auslöser subjektiv völlig symptomlos sein kann. Dementsprechend konzentriert sich der Osteopath nicht primär auf die Symptombehandlung, sondern ist bemüht, die Ursache-Folge-Kette eines Leidens zu erfassen. Um das Ursprungsproblem festzustellen und behandeln zu können, bedarf es eines außerordentlichen anatomischen Wissens sowie eines sehr feinen Wahrnehmungsvermögens.
Zur Befunderhebung und Behandlung wendet der Osteopath ein breitgefächertes Spektrum sehr differenzierter manueller Techniken an. Mit seinen geschulten Händen kann der Osteopath die einzelnen Gewebe, d. h. Hautschichten, Muskeln, Bänder, Sehnen, Gelenkstrukturen, innere Organe sowie ihre Aufhängungen, Nerven und Gefäße taktil voneinander unterscheiden und so Bewegungsstörungen und ihre Fernwirkungen ertasten. 
Mittels entsprechender Behandlungsmethoden löst der Osteopath die Mobilitätseinschränkungen und stellt die ursprüngliche Gewebebeweglichkeit wieder her, wodurch die gestörte Struktur in seiner Funktion normalisiert wird. Die Blut- und Lymphzirkulation, der Stoffwechsel und der Hormonhaushalt werden reguliert. Eine solche Behandlung kann über die Achse Vegetativum-Thalamus-Limbisches System auch auf die Psyche einen positiven Einfluss haben. Ist das Körpergleichgewicht wieder hergestellt, können die Selbstheilungskräfte des Patienten wirken.